Studium an den Kölner Werkschulen

Inzwischen war Richard Riemerschmid Direktor der Kölner Werkschulen. Für Joseph Mader wurde er zunächst eine Leitfigur, später ein väterlicher Freund bis zu dessen Lebensende. Im Kunstgeschehen hatte dieser seit der Jahrhundertwende als Architekt des Jugendstils neben Peter Behrens, Josef Hoffmann und Hans Poelzig eine dominierende Rolle gespielt, aber seine Generation „kennt keinen, der mit der gleichen ruhigen Sicherheit und sauberen Klarheit die stofflichen und technischen Bedingtheiten im Bereich der gewerblichen Formgebung zugleich erforschte und erfühlte“, schrieb Theodor Heuss über ihn, der ihn einen „Mann mit geistiger Bereitschaft“ nennt, dessen Kompromisslosigkeit ihm in dauernder Wirkung den Sinn seiner beispielhaften Leistung gesichert habe. Sein Weggang von München bedeutete für Mader nicht den Abbruch der Beziehung: „Schönen Dank für die freundlichen Wünsche und für die reizende Zeichnung, die Sie mitgeschickt haben! Die macht mich erst recht begierig mehr zu sehen. Nehmen Sie doch einen kleinen Anlauf und schicken ein Packl her zum Durchschauen, Sie machen mir eine Freude damit, wenn ich wieder einmal sehen kann, wohin Ihre Fahrt geht,“ schreibt er am 9. Januar 1927 aus Köln und wenig später nach Erhalt des „Packl“:

„… in manchen von den Blättern haben Sie jetzt schon viel Freiheit und ein schönes Zusammenklingen aller einzelnen Teile erreicht, wovon Sie vor 2 Jahren noch weit weg waren.“

Riemerschmid setzte sich für ein Stipendium Maders ein und ermöglichte ihm so, an den Kölner Werkschulen seine Studien fortzusetzen.

Studium Kölner Werkschulen Klasse Riemerschmid

Riemerschmid hatte an den Kölner Werkschulen auch die nach dem Ersten Weltkrieg an vielen Akademien praktizierten Gepflogenheiten durchgesetzt, namhafte moderne Künstler zu berufen und so Qualität und Ansehen der Schule zu steigern wie gleichzeitig modernes Gedankengut in die Hochschulen einzuschleusen. So war es in Frankfurt Fritz Wiechert gelungen, Max Beckmann zu gewinnen, nach Dresden hatte man Kokoschka berufen, später Otto Dix, nach Berlin Max Pechstein usw. Für die Kölner Werkschulen hatte Riemerschmid Friedrich Ahlers-Hestermann (1883-1973) aus Hamburg verpflichten können. Bei ihm wurde Joseph Mader Meisterschüler.


Studium Kölner Werkschulen Klasse Hestermann

Für Mader folgten an den Kölner Werkschulen Jahre voll intensiven Arbeitens und Aufnehmens. Noch wenige Wochen vor seinem Tod schrieb er an einen Kölner Kunsthistoriker, der sich mit Fragen zu den Kölner Werkschulen zur Zeit Riemerschmids an ihn gewandt hatte:

„Ein Brief aus Köln! Es steigen Erinnerungen auf an schöne Jahre. … Ich war schon in München an der Kunstgewerbeschule sein Schüler und war dann nach meiner Übersiedlung nach Köln eine Zeitlang in seiner Klasse an den Werkschulen. Da ich eine Ausbildung als Maler anstrebte und damals Prof. Ahlers-Hestermann an die Werkschulen kam, wechselte ich in dessen Klasse über…“
Studium Joseph Mader

Das Leben in Köln gefiel Mader. Er berichtet von Faschingsfesten, von Ausflügen und Ausstellungsbesuchen und seinem ernsthaften Streben. Freilich lesen wir in seinen Briefen aus dieser Zeit auch von engen finanziellen Verhältnissen. Schließlich studierte auch sein Bruder, der wie er auf die Unterstützung durch die Eltern angewiesen war. Aber die Entbehrungen und sein intensives Arbeiten lohnten sich. Im Jahr 1930 wurde er zum Meisterschüler der Kölner Werkschulen ernannt. Ausschlaggebend dafür waren seine Kreuzweg-Blätter.

Kindheit Joseph Mader