Freischaffender Maler in München


Freischaffender Maler und Künstler Joseph Mader

Der für jeden jungen Künstler existenzbedrohliche Sprung in die Unabhängigkeit des Freischaffenden gestaltete sich für Joseph Mader zwiespältig. Seine Briefe geben darüber ausführliche Nachricht. Da waren auf der einen Seite, die für die meisten Anfänger üblichen Selbstzweifel, „eine Art von Besinnung, untermischt mit Zweifeln der eigenen Arbeit gegenüber und mitunter ein bedrückendes Gefühl von Ungenügen“, ferner die wirtschaftliche Misere „Material, Farben, alles beginnt zu fehlen“ und politische, von Skepsis begleitete Unsicherheit angesichts des aufziehenden Nationalsozialismus, auf der anderen Seite jedoch die namhaftesten Fürsprecher und Freundschaften, die sich ein junger Maler im München der frühen 1930er Jahre nur wünschen konnte:

„Franke hat sich, wie er sagte, in letzter Zeit sehr mit meinen Arbeiten beschäftigt. Er hat mir auch tatsächlich sehr gute Dinge über sie gesagt, so dass ich erstaunt war.“

Schon 1932, kaum dass Mader sich wieder in München befand, entschloss sich der bedeutende Kunsthändler zu einer Ausstellung; Riemerschmid eröffnete sie, Wilhelm Hausenstein und der Schriftsteller Konrad Weiß besprachen sie, der Verleger Reinhard Piper wandte ihm seither sein Interesse zu, bittet um Zeichnungen, die wieder seinen Beifall gefunden haben“, und hält den Kontakt: „Gestern abends besuchte mich hier der Verleger Piper, der sich meine neuen Arbeiten angesehen hat.“ Er sei wieder sehr nett gewesen, habe ihn zum Abendessen in die Stadt eingeladen und ihm erzählt, wie schwer sein Verlag zu kämpfen habe, der Verkauf sei auf ein Viertel des Vorjahreskaufs zusammengeschrumpft bei einem schon 1931 sehr dürftigen Geschäft.

„Es ist eigentlich der Einzige, der mir von der Ausstellung her Interesse bewahrt hat und mir es anscheinend auch weiterhin angedeihen lassen will. Er möchte nächstens Konrad Weiß und auch Hausenstein, die er beide gut kennt, dazu anregen, dass sie mich besuchen.“

Ausstellung Joseph Mader 1931

Zudem rissen für Mader die Bande nach Köln nicht ab, denn Friedrich Ahlers-Hestermann sendet ihm kurz nach seiner Übersiedlung einen herzlichen Brief nach:

„Mit Freude habe ich die Worte gelesen, die Hausenstein über Ihre Ausstellung schrieb. Ich bin auch sicher, dass Sie sich allmählich in München Geltung verschaffen werden, dort gibt es doch immerhin ein paar Leute, für die Malerei nicht ein völlig überflüssiges Tun ist.“

Portrait Joseph Mader

Joseph Mader konnte auf einen solchen Zuspruch im ersten Jahr stolz sein, denn Günther Franke und Reinhard Piper scheuten sich nicht, die höchste Ebene anzuvisieren: Der eine, indem er die tatkräftigen Museumsdirektoren Gustav Hartlaub in Mannheim und Ernst Gosebruch in Essen anzusprechen vorhatte, der andere, indem er mit Wilhelm Hausenstein und Konrad Weiß die renommiertesten Kritiker zu einem Atelierbesuch anregen wollte – dieser vorurteillose wie materiell uninteressierte Einsatz für einen jungen Unbekannten bezeugt ein idealistisches Engagement für die Kunst ihrer Zeit, das Bewunderung verdient. Für Reinhard Piper war dieses wohl eine Lebensmaxime, denn er schreibt in seinen Erinnerungen rückblickend auf seine Anfänge als Lehrling in eine Berliner Buchhandlung: „Auch ich wollte Dichtern und Künstlern, die noch niemand kannte oder gegen die das träge Publikum sich sträubte, zum Sieg verhelfen.“ Wie nötig eine solche Haltung war, belegt u.a. ein Brief von Ahlers-Hestermann, der am 4. März 1932 Mader nach München schreibt. „Es tut mir so leid, dass Sie gerade zu dem Zeitpunkt mit ihrer Arbeit in die Öffentlichkeit traten, wo das Interesse, besonders das tätige Interesse für die Malerei so ungefähr auf dem Nullpunkt angelangt ist.“ Er hoffe indessen auf Maders „asketische Charakterfestigkeit“, die er immer sehr an ihm geschätzt habe. Joseph Mader hatte eine solche Eigenschaft nötig, um nicht aufzugeben, denn sein Spürsinn für die politischen und kulturellen Schattenseiten, der dem Ende zugehenden Weimarer Zeit war ausgeprägt:

„ Wo man hinsieht, ein Aufgehen im direkten Genuss, ein völliges Ausleben in der Welt, aber ohne leidenschaftliches Suchen nach den Geheimnissen, die in die irdischen Dinge versenkt sind.“

Portrait 1932 Anzug