Herkunft und Kindheit

Im Kalender des Jahres 1905 trug Lorenz Mader den folgenden Vermerk ein: „Am 20. September morgens ¾ 7 Uhr unser liebes Kind Joseph Max Jodok geboren“ und etwas weiter „am 24. IX.: nachmittags 2 wurde unser Liebling Pepperl in St. Nikola getauft. M.G.! (= Mit Gott)“.


Kindheit Joseph Mader

Der Vater, selbst Lehrersohn, war Lehrer in Landshut. Die Mutter Anna Mader, eine geborene Huber, entstammte einer Landshuter Bürgerfamilie, den sog. Ländhuber. Sie waren für die Landshuter Lände (Anlegestelle der Flöße, die aus dem Oberland Holz nach Niederbayern transportierten) gegenüber dem sog. Ländtor an der Isar zuständig und als Holzhändler und Fischer seit Jahrhunderten in Landshut ansässig.

Joseph – von seinen Eltern liebevoll auch Pepperl oder Peppi genannt – war neben dem um ein Jahr älteren Anton – der zweite Sohn der Familie, die am Rand der alten Herzogstadt Landshut in unmittelbarer Nähe, der zu dieser Zeit noch von Altwassern und Auen gesäumten Isar wohnt. Diese Nähe zu den noch weitgehend ursprünglichen und eine große Vielfalt an Pflanzen und Tieren bietenden Auwäldern erweckten ein außergewöhnliches Interesse und die Liebe zur Natur. Genau beobachteten die Kinder die Vorgänge draußen, wenn die Kröten in den noch nicht ganz eisfreien Tümpeln zu laichen begannen, wenn sich Tragödien ereigneten und im Herbst das Leben erstarb. Sie saugten die Stimmungen in den sonnendurchfluteten Auen, den heißen Nachmittagen auf staubigen Wegen ein. Es war eine verträumt- glückliche und behütete Kindheit, die Joseph zusammen mit seinem Bruder Anton – eingebettet in einen großen und harmonischen Familienverband – erlebte.

Kindheit Joseph Mader

In vielen Briefen klingt die wehmütige Erinnerung und das Bewusstsein über das Glück dieser Jugend an. In einem Brief an seinen Bruder schreibt er:

„Vor allem auch haben es mir Deine brieflichen Äußerungen angetan. Diese Rückblicke in das Einst, den Zauber der Cormeau-Wiesen mit ihrem Duft, dem Summen u. Flattern all der Insekten. So einen Sommermorgen zu erleben war unvergleichlich, kein Naturerleben späterer Art hat sich so eingesenkt in die Seele. Ich denk auch an unsern Kollerweiher, an die Stunden des Frühlings, an ihm verbracht, wenn die prächtigen Bitterlingsmännchen sich jagten in dem klaren Wasser. Immer wieder tauchen die Erinnerungen auf u. erfüllen das Herz mit Dankbarkeit, dass einem solches beschieden war. Wenn ich irgendwo im Frühling den Duft der ausschlagenden Heckenrosen spüre, kommt mir spontan die Erinnerung an den Cormeauzaun von einst, im Sommer dann auch das blühende Labkraut, an dem wir einmal Raupen des Taubenschwänzchen gefunden haben. Kannst Du Dich erinnern? Wenn ich des Nachts öfters aufwache, kommen die Erinnerungen bis auf einzelne Tage oft, überwältigend.“
Kindheit Joseph Mader

Noch als Siebzigjähriger bekannte er sich zu dem Einfluss dieser Jugendjahre auch auf sein späteres Schaffen:

„… Meine Eltern wohnten in der Gabelsbergerstraße 34, die damals mit ihren letzten Häusern unmittelbar an das freie Gelände grenzte. Unserer Wohnung gegenüber lagen die Isarauen, die in meinen Jugendjahren noch sehr ursprünglich gewesen sind. Die Eindrücke aus jener Zeit der freien Natur, wie auch aus dem Bereich der wunderbaren alten Heimatstadt sind immer in mir als eine innere Beglückung lebendig geblieben. Vieles, was sich stofflich in meinen Arbeiten darbietet, geht auf Eindrücke dieser Jugendjahre zurück…“.

Diese Natureindrücke trafen bei Joseph, auf einen Menschen, dem eine außergewöhnliche Fähigkeit zum Zeichnen in die Wiege gelegt war. Interessiert und genau beobachtend nahm er neben den äußeren Erscheinungen und Formen der Natur, den Farben und Düften auch die Stimmungen, feinen Beziehungen und Zusammenhänge in seine Seele auf. Es keimte eine Ahnung von einer Wirklichkeit hinter den Sichtbarkeiten, vom Geheimnis des Lebens. Sicher waren diese Seelenerlebnisse, wie auch die liebevolle Führung der Eltern, das Fundament für seine tief wurzelnde Religiosität, wie auch seine schon in jungen Jahren ausgeprägte Beziehung zur Lyrik. Das Zusammentreffen dieser Eindrücke mit seiner Begabung riefen eine ausgeprägte Neigung hervor, zeichnerisch das Geschehene festzuhalten. Ein Stapel von erhaltenen Blättern, Skizzenblocks und Heften belegen dies. Natürlich blieb dem Vater die Begabung und der innige Wunsch des Sohnes, Maler werden zu dürfen, nicht verborgen. Er wandte sich an die Akademie in München um Rat, worauf ihm die ausgesprochene Begabung speziell für die Tiermalerei bestätigt und eine entsprechende Ausbildung empfohlen wurde.