Unmittelbare Nachkriegszeit

„Irgendwie ist eine große Müdigkeit und Skepsis da im Allgemeinen, kein gutes Zeichen und die Seelen bedürfen vieler Kraft, um wieder fruchtbar zu werden, tätig zu werden in jenem Sinn, dass sie allezeit wach und bereit sind, die lähmenden Mächte der Finsternis in ihre Schranken zu weisen“ – schreibt Mader am 21. Dezember 1945. Und dennoch war unmittelbar nach der Kapitulation, im Mai 1945, das Kunstleben aus den Trümmern mit einer Intensität und Schnelligkeit wieder auferstanden, die erstaunen lässt. Noch im selben Monat eröffnete in Berlin die Ausstellung „Nach zwölf Jahren – antifaschistische Maler und Bildhauer stellen aus“, die von der sowjetischen Militärbehörde zu genehmigen war; und wie inmitten der Ruinen Berlins der Buchhändler Gerd Rosen schon wenige Monate später seine Galerie eröffnete, so war es in München Günther Franke, der als einer der ersten wieder in die Stadt zog. Er fand in der Stuckvilla – die zwar fensterlos und unbeheizt war – einen geeigneten Ort, da sein Palais Almeida in der Briennerstraße zerstört war. In München musste die Erlaubnis zum Betreiben einer Kunsthandlung von der amerikanischen Militärbehörde eingeholt werden, wobei Franke offiziell zu bestätigen hatte, dass die von ihm vertretenen Künstler Opfer der Nazis gewesen waren. Unter der Rubrik „Young almost yet unknown talents, which developed contrary to the nazi art policy”, führt er u.a. Mader auf. Auch Reinhard Piper wollte in seinem nächsten Kunstkalender Mader wieder einbeziehen: „Ich möchte diesen Kalender vor allem der jungen Generation widmen.“ Solche Kategorisierungen weisen auf die nun einsetzende Problematik für Mader und seine Generation hin: Sie gehörten nicht mehr zu der „jungen“, nämlich nach dem Krieg aufstrebenden Generation; Mader war 40 Jahre alt und hatte die entscheidenden zwölf Jahre für seine hoffnungsvoll begonnene Etablierung verloren.

Das Kriterium „von den Nazis ins Abseits gedrängte Künstler“ war pauschal und vor allem kein Qualitätsmaßstab, stellte aber zunächst ein vages Auswahlkriterium dar:

„Neulich bin ich aufgefordert worden, für eine Hilfsaktion Schweizer Kunstfreunde einzuliefern, womit sie Künstlern, die unter den Nazis nicht recht zur Geltung gekommen sind, helfen wollen. Die Aktion leitet unser bewährter Dr. Hanfstaengl, der vor 33 schon einige Sachen von mir angekauft hat u. den ich auf diese Weise wieder getroffen habe.

Aus den erhaltenen Unterlagen dieser ersten Nachkriegsmonate wird deutlich, wie das Leben erst wieder eingerichtet werden musste, was alles zu erledigen und besorgen war. Da findet sich die Fahrradkarte Nr. 1836, am 1. Juli 1945 ausgestellt von der Stadt Moosburg, die dazu berechtigte, das Fahrrad auf öffentlichen Strassen und Wegen zu benutzen. Es ist noch ein „Leseholz-Schein“ vom 23. Juli 1945 vorhanden, mit dem am Mittwoch und Freitag jeder Woche in den Isarauen Leseholz gesammelt werden und nach Hause geschafft werden durfte. In München musste eine „Berufs-Bestätigung“ und Malmaterial besorgt werden und Mader wurde Mitglied beim Berufsverband Bildender Künstler. Er musste sich um Aufträge bemühen usw. Auch die alten Verbindungen wurden nach und nach wieder aufgenommen. Schon Anfang 1946 beteiligte er sich an ersten Ausstellungen in München, beim Freitag-Verlag und im Foyer des Schauspielhauses.


Nachkriegszeit Joseph Mader mit Frau und Kind

Nachkriegszeit Familie Mader am Zaun